Coding for Tomorrow am BK Südstadt
In meinem Bekanntenkreis von Eltern und Lehrerkollegen und -kolleginnen höre ich immer wieder, dass unsere heutigen Schüler und Schülerinnen mehr und mehr an Kompetenzen verlieren: „Sie können ja gar nicht mehr richtig lesen!“; „Nicht mal ein Wort können sie in einem Wörterbuch nachschlagen!“; „Keiner kann mehr vernünftig die Karte lesen.“
Das mag sein und hier und da beobachte ich auch, dass einige Kompetenzen abnehmen, aber vielleicht auch nur, um Platz für neue zu schaffen ….
Ende Oktober begrüßten wir ein Team von Coding for Tomorrow bei uns am BK Südstadt. Patrick, ein langjähriger Programmierprofi, und Markus, ein Grafikdesigner und Experte in 3D-Programmierung, gaben unseren Schülern und Schülerinnen aus der Unterstufe des Wirtschaftsgymnasiums WG91 einen ganztägigen Programmier-Workshop, in dem ein Themenbereich aus der BWL programmiertechnisch simuliert werden sollte.
Um 8:45 Uhr ging es los. Nach eine kurzen Begrüßungs- und Vorstellungsrunde stellen Patrick und Markus die Tools vor, die alternativ zum Programmieren genutzt werden können. Zum einen stand Scratch zur Verfügung – ein integrierter Editor mit dem man grafische Oberflächen und Abläufe in 2D programmieren kann. Das zweite Tool war CoSpaces, mit dem man virtuelle 3D-Welten erschaffen kann.
Jedes der Tools wurde für nur 20 Minuten vorgestellt: ein kurzes Beispiel, die wichtigsten Bedienelemente, alles am Beamer. Wenn sie wollten, konnten die Schüler und Schülerinnen parallel am eigenen Rechner „mitklicken“ und dann wurden sie auch schon gefragt: „Wollt ihr lieber in 2D oder 3D programmieren?“ 70% der Schüler und Schülerinnen entscheiden sich für das viel kompliziertere 3D-Tool. Ich war erstaunt über diese Entscheidung, denn keiner der Schüler und Schülerinnen hatte bislang Programmiererfahrung gesammelt. „Ob das gut geht?“, dachte ich.
Was folgte war ein ganzer Tag, an dem die SuS gemeinsam mit den Experten intensiv und äußerst engagiert ihre eigenen kreativen Lösungen entwickelten und dabei ganz nebensächlich an aktuellen Fragestellungen aus der Wirtschaft arbeiteten. Um 14:00 Uhr stellten die Schüler und Schülerinnen ihre Ergebnisse vor. Die Programme und Simulationen, die sie erstellt haben waren erstaunlich. Die Einstellung des „Einfach-mal-machen“ hat zu sehr ansprechenden und präsentablen Lösungen geführt.
Ja, vielleicht hätte man sie jetzt nicht nach den angewendeten Konzepten schriftlich prüfen oder sie nach exakten fachlichen Bezeichnungen fragen können, aber sie haben an dem Tag etwas erschaffen. Sie haben mit echten Experten zusammengearbeitet, eigene Ideen eingebracht und diese von einem „leeren Blatt“ in ein vorzeigbares Produkt umgesetzt und dabei jede Menge gelernt!
Verlieren unsere Schüler und Schülerinnen an Kompetenzen? Genau weiß ich es nicht, aber was ich weiß: Kompetenzen ändern sich mit jeder Generation. Diese Kompetenzen zu erkennen, zu fördern und mit anderen zu kombinieren versuchen wir am Wirtschaftsgymnasium mit 2 iPad-Klassen, Workshops und regelmäßigem Einsatz von digitalen Werkzeugen zu erreichen.
Digitale Medien oder kreative Workshops ersetzen nicht den eigentlichen Unterricht, aber, wie der Tag mit Coding for Tomorrow gezeigt hat, können und sollten sie diese immer wieder bereichern!
Joanna Rivera de Sena